Optimismus in der Medizin und die Macht des Placebos

Kürzlich hielt ich einen Vortrag über die Anregung unserer Selbstheilungskräfte. Zum Einstieg behauptete ich, dass man durch ein positives Mindset, genügend Schlaf, soziale Kontakte und den Zugang zum eigenen Körpergefühl, Einfluss auf den eigenen Heilungsprozess nehmen.

Heilpraktiker

Christine Sauer

Heilpraktikerin

Gerade im Bezug auf Volkskrankheiten wie Reizdarm, Schlafstörung, Diabetes Typ II oder Bluthochdruck, findet das Thema Selbstheilungskräfte aktivieren, beispielsweise über die Mind-Body Medizin, kurz MBM Anwendung. Es gibt hier zwei unterschiedliche Ansätze: der Top-down und der Bottom-up-Ansatz. Zu Top Down, zählen die Atemtherapie, Imaginationstechniken oder die Meditation, zum Bottum-up-Ansatz, bspw. Sport, Eisbaden oder Yoga.

Einer der Hauptursachen für die erwähnten chronischen Erkrankungen ist chronischer Stress. Er stört unseren Organismus und beeinflusst nachweislich unser Immunsystem. Durch die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen wie Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol, werden die glucocorticoiden Rezeptoren vermehrt abgenutzt und autoimmune und entzündliche Prozesse gefördert. Zudem wird die Produktion von Immunzellen reduziert. Genau da setzt die Psychoneuroimmunologie an, ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich mit der Wechselwirkung der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems auseinandersetzt. Der Forscher Robert Ader wies bereits 1974 nach, dass das Immunsystem mit dem vegetativen Nervensystem zusammenhängt und lernen kann.

In jüngeren medizinischen Studien wurde zudem der Zusammenhang der Hirnanhangdrüse, den Nebennieren und Immunzellen untersucht. Neuropeptide können an Immunzellen, wie beispielsweise Makrophagen andocken und deren Geschwindigkeit und Richtung beeinflussen. Das könnte dann auch gleichzeitig die Erklärung dafür sein, weshalb Psychotherapie auf die körperliche Funktion einen positiven Einfluss haben kann.

Eine weitere Erklärung von Zusammenhang Körper und Psyche, ist die sogenannte Darm-Hirnachse. Beide Organe entstanden in der embryonalen Entwicklung aus demselben Gewebe. Das eine Organ wanderte nach oben, das andere nach unten. Die Verbindung zwischen ihnen ist der Vagusnerv, der 10. Hirnnerv. Er zieht aus dem Gehirn über den Rachen, über das Herz bis runter in die Eingeweide und endet im Cannon Böhm-Punkt des Darms. Er beeinflusst den Parasympathikus und den Sympathikus. Der Parasympathikus steht für Ruhe, unsere Verdauung, für das Immunsystem, die Regeneration und die Fortpflanzung, während der Sympathikus für den Fight or Flight Modus, das Schwitzen, erhöhte Atmung und Herzschlag steht.

Durch die Abnutzung der glucocorticoiden Rezeptoren hat Stress, wie erwähnt Auswirkungen auf Entzündungsreaktionen im Körper. Cortisol kann dann nicht mehr so gut am Ort des Geschehens andocken und die Entzündungen im Körper hemmen. In der Folge werden entzündete Darmzellen durchlässiger. Darmbakterien und andere Stoffwechselprodukte können auf diese Weise eher in das Zwischenzellegewebe gelangen und dort wieder für erhöhte Entzündungsreaktionen sorgen.

Aber neben all den negativen Auswirkungen unseres Geistes auf den Körper, ergaben umgekehrt zahlreiche Studien, was Optimismus für die Verstärkung des Immunsystems tun kann. Beispielsweise korrelierte die Anzahl von Antikörpern Rötelinfizierter mit ihrem erhöhten Selbstwert. Weitere Studien zeigten, dass HIV Patient*innen mit einer höheren Selbstwirksamkeit gleichzeitig eine geringere Virenlast im Blut besaßen. Diese HIV-Patient*innen hatten mit einem positiven Mindset zudem einen verlangsamten Krankheitsverlauf.

Letztenendes müssen wir natürlich selbst entscheiden, ob wir durch Optimismus das Gefühl haben, unseren Heilungsverlauf positiv beeinflussen zu können oder ob wir lieber zum Medikament greifen. Oder umgekehrt: ob denn Antibiotikum oder Kortison die Antwort auf alles sein müssen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

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